Gründung und Aufbau der Hechinger Sportschützen e. V.

 

Ein denkwürdiger Tag ist der 3. Mai 1956. Schießsportbegeisterte Männer der jungen Generation gründeten den Verein Sportschützen Hechingen. Ihr Ziel war es, diesem Sport auf Grund langjähriger Erfahrung neue Impulse zu geben.

In der Gründungsversammlung im damaligen Gasthof “Germania“ traten alle 15 Anwesenden dem neuen Verein bei. In geheimer Wahl wurden einstimmig in den Vorstand gewählt:

 

Oberschützenmeister: Rudolf Reinfrank

Schützenmeister: Albert Kalbacher

Schriftführer: Johann Kapfer

Kassier: Otto Hipp

Jugendschützenmeister: Rudolf Sickinger

Schießwart: Albert Wittich

Gerätewart: Alfred Speidel

Vertreter der Passiven war Hannes Hönes.

 

Der 1. Vorsitzende, Rudolf Reinfrank, wurde beauftragt, den Verein zur Eintragung in das Vereinregister beim Amtsgericht in Hechingen anzumelden.

Der Schießbetrieb fand zunächst in der „Germania“ statt, die sich jedoch schnell als zu klein erwies, denn die Mitgliederzahl aktiver Schützen stieg stetig. Der große Saal des Gasthauses „Krone“ bot die Möglichkeit, eine moderne Schießanlage aufzubauen. So war es im Juni 1956 soweit, auf 12 Bahnen den Schießbetrieb voll zu entfalten.

 

Der junge Verein war auch bei Kreis- und Bezirksmeisterschaften recht erfolgreich.

Am 7. und 8. Dezember 1957 ernteten die Sportschützen beim öffentlichen „Saalpreisschießen“ große Anerkennung. Rund 250 Schützen beteiligten sich an der Veranstaltung.

 

Rudolf Reinfrank übertrug sein Amt 1961 an Albert Kalbacher, da er gleichzeitig Verpflichtungen als Kreisoberschützenmeister hatte.

 

Eine der ersten Frauen des Vereins war Sieglinde Ringwald. 1961 nahm sie an den deutschen Meisterschaften in Wiesbaden teil und brachte die Goldene Schützennadel nach Hause.

 

Alljährlich erleben die Hechinger Sportschützen als gesellschaftlichen Höhepunkt des Vereinsjahres die Königsfeier. So war außer diversen Übungswaffen auch eine Königskette angeschafft worden, die dem jeweiligen Schützenkönig als Zeichen der Würde verliehen wird. Die Kette erhält jedes Jahr eine Ergänzung in Form eines Schützentalers, in den der Name des Schützenkönigs eingraviert wird.

 

In den folgenden Jahren behaupteten und bewährten sich die Sportschützen in allen Phasen des sportlichen und gesellschaftlichen Vereinslebens überaus gut. Dies war hauptsächlich der geschickten Vereinsführung des Oberschützenmeisters Albert Kalbacher und seines Stabes zu verdanken. In schießsportlicher Hinsicht hatten sich die aktiven Schützen bei Kreis-, Bezirks- und Rundenwettkämpfen mit an vorderster Stelle platziert. Die Damenmannschaft hinterließ ebenfalls überall einen guten Eindruck.

 

Die Schießsportanlage in der „Krone“ war grundlegend erneuert worden, größere Turniere konnten auf 10 Luftgewehrbahnen und 2 Zimmerstutzenständen problemlos durchgeführt werden.

Auch gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen kamen nicht zu kurz. Damals wie heute werden freundschaftliche Beziehungen zu anderen Vereinen gepflegt, es herrschte reges Leben in der Faschingszeit, am Irma-West-Kinderfest wurde stets ein Kiosk betrieben.

Regelmäßige Vereinsausflüge waren schon in den 60er Jahren üblich. So fand 1961 eine Fahrt „ins Blaue“ statt, der Unkostenbeitrag betrug 5,-- DM, die Fahrtkosten übernahm der Verein. Heute werden die Ausflüge im 2-jährigen Turnus unternommen.

In der vorweihnachtlichen Zeit kam der Nikolaus, die Schützen wurden gelobt oder gemahnt, auch heute noch gibt es für die Kinder ein kleines Präsent.

Schon immer stellte die Königsfeier ein besonders Erlebnis im Vereinsleben dar, geschossen wurde damals auf sogenannte „Plattel“. Ebenso ist das Wettkampfschießen um die große Neujahrsbrezel bis heute Tradition.

 

Das 10-jährige Bestehen des Vereins im Jahr 1966 wurde vom 2. bis 5. Juni 1967 mit einen zünftigen Schützenfest auf dem Weihergelände und einem großen Preisschießen gebührend gefeiert.

 

Mehrmals wurde der Versuch unternommen, die Schützengilde und die Sportschützen wieder in einen Verein zusammenzuführen, das scheiterte jedoch jedes Mal auf beiden Seiten an der dafür erforderlichen Stimmenmehrheit.

 

1972 errang Friedemann Ott in der Luftgewehr-Versehrtenklasse in Wiesbaden den 1. Platz und die Sportschützen hatten einen Deutschen Meister.

 

Im Jahr 1976 wurde das 20-jährige Bestehen des Vereins auf dem Weihergelände gefeiert, der Auftritt des Oberkrainer Sextetts „Janes Kalsek“ war nur einer der Höhepunkte.

 

Neubau des Schützenhauses

 

Schon seit den 60er Jahren hegte die Vorstandschaft den Wunsch nach einem eigenen Schützenhaus und Vereinsheim, denn der Schießbetrieb ohne eigene Räumlichkeiten gestaltete sich immer schwieriger.

Im Jahr 1977 war es endlich soweit: Im Gewann „Eitersbach“ wurde ein 1,5 Hektar großes Gelände gekauft und schon 1978 wurde dort, sozusagen als Schießnostalgie, das Königsschießen mit der Armbrust ausgetragen.

Im April 1980 wurde in der Vorstandssitzung protokolliert: „Nach langem Hin und Her ist es nun soweit, dass mit dem Bau des Schützenhauses begonnen werden kann“.

Zwei Bautrupps, bestehend aus Schützenkameraden, wurden eingeteilt, um den 1. Bauabschnitt zu bewältigen. Baubeginn war am 13. Mai 1980, das Richtfest wurde am 29. August 1980 gefeiert.

 

Nach ca. 3000 Arbeitsstunden verfügte das neue Schützenhaus über einen Luftgewehrstand für 8 Schützen im Untergeschoss und einen für 12 Schützen im Obergeschoss, der ins Freie führt. Außerdem sind ein Pfeil- und Bogenstand von 90 Metern Länge, ein Armbruststand von 30 Metern und zwei je 25 Meter lange Pistolenstände vorhanden. Der Bau des 50-Meter KK-Gewehrstandes folgte.

 

Das 1. Königsschießen im neuen Heim fand am 13.12.1980 statt.

 

Die nächsten Jahre standen ganz im Zeichen der Baufertigstellung. Der unermüdliche Einsatz der Schützen, durch Spenden derselben, die umsichtige Planung und Verwirklichung des ganzen Projekts durch den 1. Vorsitzenden Kalbacher ließ 1982 die Vollendung des Baus in Sicht rücken.

Sportlich waren in dieser Zeit nicht allzu viele Erfolge zu vermelden, viel Arbeit war noch zu tun und die Übungsstätten waren noch nicht ganz fertiggestellt.

Bereits 1983 hatte man jedoch wieder bei allen Meisterschaften mitgeschossen und auch der Pistolen,- Pfeil- und Bogenstand war vollendet.

Im selben Jahr schlug OSM Albert Kalbacher erstmals vor, beim Königsschießen auf einen Holzadler zu schießen. Dem wurde zugestimmt und dann zum 1. Mal in der Vereinsgeschichte in der neuen Schießanlage durchgeführt.

 

Nach 4 Jahren Bauzeit und rund 23000 freiwilligen Arbeitsstunden wurde das neue Domizil am 24. und 25. August 1984 mit einem großen Schützenfest eingeweiht. Pater Haag segnete das neue Schützenhaus, 70 Mannschaften beteiligten sich am Jedermanns-Einweihungsschießen.

Sämtliche Schießanlagen waren fertiggestellt, ebenso die Hofanlagen und Parkplätze. Der Innenausbau war abgeschlossen, man verfügt nun über einen Schützensaal mit 80 Plätzen und einer angrenzenden Küche im Obergeschoss, sowie einer Schützenstube im Untergeschoss mit ca. 35 Sitzplätzen.

Der Wirteausschuss und ein fester Plan stellt die wöchentliche Bewirtung im Schützenhaus bis heute sicher. In diesem Zusammenhang sei das langjährige Mitglied Arnold Eisele erwähnt, der damals wochentags jeden Abend den Wirtedienst übernommen hatte.

 

Die Zeit nach dem Neubau

 

1986 blickten die Sportschützen auf 3 Jahrzehnte Bestehen zurück, die Mitgliederzahl war höher als je zuvor. 85 Schützen waren aktiv, 48 Personen waren passive Mitglieder.

1988 wurde der 2. Pistolenstand als Automatikstand und zugleich mechanisch ausgebaut und kann nun auch als Duellstand genutzt werden.

Im Außengelände wurde über den bereits vorhandenen Sitzbänken und Tischen eine große Pergola erstellt.

1989 war ein Umbau des Großkaliber-Pistolenstandes notwendig. Es wurde eine Überdachung geschaffen und eine Heizung eingebaut, um den Pfeil- und Bogenschützen auch in den Wintermonaten eine Trainingsmöglichkeit zu bieten. Die Pistolenschützen profitieren ebenfalls von dieser Einrichtung.

Im Jahr 1990 reiste eine Abordnung der Bogenschützen auf Einladung des dortigen Sportbogenclubs nach Meran.

1991 blickte Albert Kalbacher auf 30 erfolgreiche Jahre als 1. Vorsitzender zurück.

Die 1. Mannschaft der Sportschützen errang in der Disziplin Luftpistole 1993 den Meistertitel im Schützenkreis Zollernalb.

1995 wurde neben dem Schützenhaus ein Kinderspielplatz mit vielen Spielgeräten angelegt.

1996 gab OSM Albert Kalbacher nach 35 Jahren sein Amt an Werner Ruff ab und wurde zum Ehrenoberschützenmeister ernannt.

Im selben Jahr wurde die Abteilung „Böller- und Schwarzpulverschützen“ gegründet. Als Vorhut bei Umzügen und vielen anderen Festlichkeiten sind sie inzwischen fest integriert. Jedes Jahr um Sylvester findet seitdem das Kanonenschießen mit Modellkanonen statt, bei dem die Kanoniere ebenfalls ihren König ermitteln.

 

1996 kamen die Sportschützen ins Schwabenalter. Albert Kalbacher hatte den Impuls für die Anschaffung einer Vereinsfahne gegeben, die vom langjährigen Mitglied Otto Reinhardt entworfen wurde. So war die Fahnenweihe Höhepunkt der 40-Jahrfeierlichkeiten, die im Jahr 1997 stattfanden. Der Schützenverein Gruol hatte die Fahnenpatenschaft übernommen, feierlich eingeweiht wurde das neue Banner in der St. Luzen - Kirche durch Diakon Karl-Heinz Schäfer. Unter den vielen Gästen war auch der Landtagsabgeordnete Dr. Glück und die „Original Hechinger Lumpenmusik“ hatte ihren ersten großen kirchlichen Auftritt.

 

In den folgenden Jahren wurden die Schießanlagen immer wieder fachgerecht renoviert, die Außenanlagen liebevoll verschönert.

Die Walpurgisnacht wird dort mit einem Riesenfeuer zelebriert, am 1. Mai finden sich jedes Jahr viele Wanderer ein, die man bewirtet, auch beim Weintrauben- und Kinderfest im Herbst werden die Anlagen gerne genutzt. Ein einwöchiges Zeltlager für die Jugend samt Betreuern ist inzwischen ebenfalls Tradition.

1999 verstarb das ehemalige Vorstandsmitglied Arnold Eisele, seine Verdienste sind bis heute in guter Erinnerung.

Im Jahr 2000 übernahm Reinhard Bulach die Leitung des Vereins, dessen Geschicke er bis heute lenkt. Im selben Jahr konnten die Vorderladerschützen den Meistertitel in der Bezirksliga verbuchen.

 

Die Kameradschaft mit anderen Schützenvereinen wurde von jeher gut gepflegt, so besuchte im Jahr 2000 eine Delegation vom Schützenverein Rußdorf, einer Teilgemeinde von Limbach-Oberfrohna, die Sportschützen. Das Salut- und Böllerschießen, das stattfand, war ein denkwürdiges Ereignis.

 

Die Einführung eines vereinseigenen Jahreskalenders, in dem alle wichtigen Termine vermerkt sind, wurde ebenfalls in diesem Jahr verwirklicht.

2001 wurden die Ehren- und Gründungsmitglieder Albert Kalbacher, Rudolf Reinfrank, Paul Grauer, Rudolf Sickinger und Otto Reinhardt für 45 Jahre Vereinstreue geehrt.

Im selben Jahr verstarb der langjährige Schriftführer Lothar Burkart, der über 40 Jahre im Verein tätig war und bis heute unvergessen ist.

2003 wurde der obere Schützensaal komplett neu bestuhlt und erhielt eine neue Theke.

Die auf viele Königstaler angewachsene Königskette bekam eine exklusive Glasvitrine im Obergeschoss, in der sie nun angemessen aufbewahrt wird.

Im Januar 2004 feierten die Sportschützen mit den Schwarzpulver- und Böllerschützen des Schützenvereins Hirrlingen ein Jubiläum: Seit 25 Jahren findet im jährlichen Wechsel das Dreikönigsschießen mit dem Schwarzpulvergewehr statt.

 

Einen Aufschwung gab es in den letzten Jahren bei den Bogenschützen. So werden u. a. jährliche Jagdbogenturniere veranstaltet, 2002 nahm die gesamte Jugend an den 7. Internationalen Schwarzwaldjugendspielen teil.

Bei der Kooperation Schule und Verein, 1992 durch den damaligen Schießleiter Franz Hess in die Wege geleitet, treten die Sportschützen ebenfalls jährlich in Aktion.

Gute Zusammenarbeit mit den anderen Vereinen unserer Zollerstadt ist selbstverständlich, allen voran die Narrenzunft Narrhalla Hechingen e. V. und die Zollerhexen.

 

Ohne Mitglieder und deren Einsatz kann kein Verein existieren. Viele von ihnen opfern ihre Freizeit denn es gibt immer viel Arbeit, die nicht gesehen, aber dennoch getan werden muss.

 

All jenen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

 

 

                                 Marion Rubik